London mit Kindern – Erfahrungsbericht I

— take it easy —

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Ich muss ja vorweg ganz ehrlich zugeben, ich bin nicht so der Den-Ganzen-Tag-Am-Strand-Liegen-Urlaubsmensch. Ich habe einen sehr niedrigen Blutdruck und wenn ich mich in die Horizontale begebe schlafe ich sofort ein, dem bin ich leider völlig ausgeliefert. Zwei Wochen Strandurlaub heißt also für mich zwei Wochen toujours pennen und einen Blutdruck der dauerhaft im Keller ist. Ich kann das gut für ein paar Tage bis ich komplett tiefenentspannt bin aber dann brauche ich immer ein bißchen mehr Programm, um mich wieder wach zu rütteln. Am liebsten einen Städte-Trip mit Shopping und Kaffeetrinken und Menschengucken. Allerdings ist das, gerade mit kleinen Kindern, oft alles andere als erholsam und dann freut man sich am nächsten Tag sogar wieder auf komatöses Vegetieren im Liegestuhl.

Deshalb haben wir uns letztes Jahr für eine Mischform aus beiden Urlaubsmodellen entschieden. Erst den Städteurlaub nach London und dann noch richtigen Urlaub am Strand in Cornwall. Da mein Mann und ich beide schon oft in London waren, mein Mann sogar drei Jahre dort gelebt und studiert hat, träumten wir schon lange von einem Wiedersehen, aber irgendwie schreckte uns der Gedanke eines reinen Städteurlaubs mit drei Kindern im Alter von damals vier, sieben und zwölf aus oben genannten Gründen bislang ab. Aber sich bis die Kinder alt genug sind, alle Städteurlaube zu verkneifen? Das ist ja auch irgendwie Quatsch! Natürlich waren die Bedenken die wir im Vorfeld hatten, nämlich, dass uns die Kinder während der ganzen Zeit die Ohren voll quängeln würden, wir im Großstadtgewimmel vielleicht sogar eins verlieren und nur noch gestresst und genervt sein werden, noch vorhanden, aber wir wollten es einfach mal probieren, und unseren Kindern zeigen warum wir diese Stadt so lieben.

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Bevor ich euch erzähle was wir alles gemacht haben und wie man es schaffen kann, auch mit kleinen Kindern völlig entspannt (naja, für meine Verhältnisse, ich bin und bleibe einfach eine Panik-Mutti) London zu bereisen, kann ich euch jetzt schon verraten, die Kinder haben ihr Herz ebenfalls an England verloren und erzählen immer wieder gerne von unserem London-Trip! Es war eine wunderbare Zeit und ich nehme euch einfach mal mit auf unsere Reise.

Wenn ich Eltern die zum ersten Mal einen Städtetrip mit kleinen Kindern planen einen Tipp geben müsste, dann wäre wohl der wichtigste Tipp dieser: verwerfe schon im Vorfeld alle Vorstellung eines Urlaubs aus früheren kinderlosen Zeiten. Denn wenn man gar nicht erst erwartet, ausgedehntes Shoppingprogramm in jedem tollen Laden (oder auch nur in einem!) zu betreiben, ausgiebig in stylischen Restaurants und Cafés zu speisen,  stundenlang auf dem Flohmarkt zu stöbern oder tagelang im Museum zu verweilen ist man gar nicht erst enttäuscht wenn es nicht klappt. Und es klappt einfach nicht mit kleinen Kindern, das ist die Realität. Aber das ist auch überhaupt nicht schlimm finde ich, denn eine Großstadt, und insbesondere London, hat noch so viel mehr zu bieten! Und das sogar völlig, ohne einen Fuß in die Nähe des üblichen Touri-Nepps wie Madame Tussauds, Ripleys oder London Dungeon zu setzen. Diese Touristen-Attraktionen sind sicher ganz abenteuerlich (und schweine teuer) aber ich finde sie sagen ungefähr so viel über London aus wie der Europapark über Europa. Nichtsdestotrotz ein bißchen Touri-Programm bleibt ja nie ganz aus, aber dazu gleich mehr.

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Unsere Ausgangsbasis war ein winziges Appartement in Islington, dem ehemaligen Wohnviertel meines Mannes. Gefunden haben wir es über Airbnb und die Betonung liegt auf winzig, und trotzdem teuer, aber damit muss man in London einfach rechnen. Trotzdem, es war ok, nichts besonderes und wir sind am Ende ständig über unsere eigenen Füße oder Koffer gefallen weil es in Echt noch viel kleiner war als auf den Bildern, aber wir waren nicht oft dort, also war es ok. Wir wollten ja unbedingt in Islington bleiben und dafür passte es perfekt, denn wir wohnten direkt in der hippen Upper Street, was will man mehr!?

london-tube

Wie ich gestern schon erwähnte sind wir mit dem Auto aus München angereist. Dieses haben wir allerdings für die Dauer unseres Aufenthalts in einem bewachten Parkplatz, den wir schon im Vorfeld über Justpark gebucht hatten, abgestellt. In London ist es viel stressfreier, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, das Netz ist so gut ausgebaut, dass man wirklich überall hinkommt. Mit der Travel-Card oder der Visitor-Oyster-Card (die man ebenfalls im Voraus kaufen kann, am besten über Visit Britain zu Europreisen) reist man bargeldlos und kann Kinder unter 11 kostenlos mitnehmen. Kinder von 11 bis 15 erhalten 50% also haben wir für unsere Große am Schalter vor Ort einen Young-Visitor-Discount freischalten lassen.

Am ersten Tag sind wir erst mal mit der U-Bahn von Islington zum Trafalgar Square gefahren, denn die Kinder waren ja noch nie in London und ein bißchen Sightseeing mussten und wollten wir ihnen natürlich bieten. Das Schwierigste am Verreisen, oder generell, mit Kindern verschiedener Altersgruppen, ist es, jedem immer und überall gerecht zu werden. Der eine möchte drölfzigtausend Handyfotos der Londoner Bauwerke mal mit, mal ohne sich selbst darauf knipsen und shoppen, der andere möchte lieber wie aufgescheucht auf dem Platz herum toben und Tauben jagen und der nächste hat Hunger, Pippi, Langeweile. Das ist nicht immer einfach zu koordinieren.

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Schon nach zwanzig Minuten am menschenüberlaufenem Trafalgar Square, waren sowohl mein Mann als auch ich bereit, all unsere Grundsätze über Bord zu werfen und etwas zu tun was wir uns immer geschworen hatten, niemals zu tun. Wir haben für 60 Pfund eine Hop-On-Hop-Off-Tour auf eines dieser Touri-Busslinien gebucht. Wah! Aber soll ich euch was sagen? Es war die beste Entscheidung ever! Wir Großen konnten in aller Ruhe dem Kommentator lauschen und knipsen, oder uns einfach mal in Ruhe zurück lehnen und uns die kühle Londoner Brise um die Nase schwirren lassen, die Kleinen konnten wahlweise malen, essen oder gucken und wir mussten nicht ständig Angst haben, eines der Kinder könne in der Menschenmenge verloren gehen. Wer hätte gedacht, dass mir das mal Spaß macht!

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Das Ticket hatte insgesamt drei Tage Gültigkeit. Wir haben es aber nur an den ersten beiden Tagen jeweils für ein paar Stunden genutzt, danach hatten wir keine Lust mehr auf Sightseeing. Das hat aber völlig gereicht und wir haben so viel gesehen, so viel hätten wir zu Fuß niemals geschafft, schon gar nicht mit kleinen, plötzlich zu Fußlahmheit neigenden, Kindern im Schlepptau.

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St. Paul’s, Tower Bridge, Big Ben, London Eye, Buckingham Palace. Check, check, check, check, check. Been there, done that. Am Buckingham Palace sind wir natürlich ausgestiegen um der Queen einen Besuch abzustatten aber sie war leider nicht zu Hause und die Kids fanden die Guards sowieso viel spannender. Gegessen haben wir einfach irgendwo wo es uns angelacht hat und da gibt es in London ja reichlich Auswahl, Fish & Chips, Thai, Indisch, Sushi, Sandwiches oder wir haben uns die tollen Frische-Produkte von Marks & Spencer geholt und im Apartment gespiesen. Es waren bestimmt keine von diesen stylischen Lokalitäten die ich zuvor in diesem tollen Stadtführer angeschmachtet hatte, aber wie gesagt, wenn man sich davon verabschiedet und erst gar nicht von dem Drang getrieben ist, bei Instagram tolle Bilder vom Essen posten zu wollen, sondern einfach das macht was gerade bequem und einfach für die Kinder ist, dann ist auch das Essen gehen völlig entspannt. Malbücher und Co. waren natürlich immer dabei! Zwischen drin gab es je nach Lust und Laune Tea Time mit Scones oder Muffins. Wir haben uns einfach treiben lassen.

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Genauso entspannt ging es auch die nächsten Tage weiter, da haben wir nämlich die übliche Touri-Route verlassen und ein paar richtig tolle Ecken entdeckt. Außerdem durften wir feststellen wie kinderfreundlich London ist und, dass man auch für wenig Geld richtig viel unternehmen kann. Das erzähle ich euch aber im nächsten Teil.

Bis dann,

x Eure Andrea

7 Antworten

  1. Ohhh cool Andrea..danke für den Bericht. Wir sind nächstes Jahr in den Pfingstferien in London mit den Kids.. und hatte aber den Touri-Bus nicht auf dem Programm..Hört sich aber nach einer guten Idee an. Ich glaube bei mir ist die Verteilung der Kinderinteressen ähnlich 😉 liebe Grüße… emma

  2. Toll, toll, toll……ich war mit 18 das erste mal in London – eine Traumstadt…..vielleicht sollte ich mit meinem Mann verhandeln, dass wir uns auch MIT DREI KINDERN mal dort hin trauen….dein Bericht macht richtig Lust und Laune!
    Lieben Gruß
    Gisi

  3. Hallo, ein schöner Bericht! Ich finde man soll sich gar nicht so stressen, denn es ist immer für alle was dabei in einer tollen Stadt. Genauso haben wir es in Chicago, Toronto, Cincinnati, und Indianapolis gemacht-und genauso machen wirs in Berlin am Wochenende. Ich bin sicher es wird wieder wunderbar ♡ und die Kinder? Die lieben es!!!

  4. Ha, den Bericht hätte ja fast ich schreiben können. .. dank niedrigen Blutdrucks mag ich auch nicht stundenlang am Strand liegen, schaffe es nicht mal gescheit ein Buch zu lesen weil ich immer gleich einschlafen. Deshalb liebe ich(und die Kids mittlerweilen auch, man kann sie wohl auch zu Urlaub-machen erziehen) Urlaube der etwas anderen Art. So waren wir dieses Jahr in Holland (ungewöhnlich wenn man im Süden Österreichs lebt) inklusive Amsterdam Besichtigung. Und es hat gefallen, uns und den Kindern. Und London steht auch ganz oben auf unserer Wunschliste, danke für den tollen Bericht, bin jetzt motiviert, die Kinder zu motivieren 😉

  5. Liebe Andrea
    Danke für den Bericht. London steht ganz oben auf der Liste, das muss ich unbedingt für nächstes Jahr planen! Schliesslich hat die Grosse jetzt auch englisch in der Schule…
    Wir waren schon in Amsterdam und zwei Mal in Paris, das ging sehr gut. Städtereisen mit Kindern passt sehr gut!
    Lieber Gruss
    Sabine

  6. Oh ja london ist eine Traumstadt. Das wird im nächsten jahr auch endlich mal wieder unser Ziel!
    Dass hop on and off busse supet für kids ind fusslahme Großeltern sind haben wir letztes Jahr auch schon enddeckt. ????
    Lg Starky

  7. Dear Blogeintrag hat mir sehr gefallen und hat mir auch ein bisschen Mut gemacht dass wir das vielleicht auch irgendwann mal schaffen. Wir wohnen zwar in England (in Yorkshire), aber mit den drei Kindern war ich noch nie in London. Gut, sie sind auch erst 3, 6 und 8, aber irgendwann wuerde ich doch auch gerne mal wieder in die Hauptstadt fahren!!

    Vielen Dank also fuer den inspirierenden Eintrag – ich freue mich schon auf den naechsten! 🙂

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